Küchenmagazin 2022

131 Fotos: Claudia Calegari, Adobe Stock / vpardi, Alamy / Marina Spironetti, iStock / AlexPro9500, Mlenny, miralex, Mauro Repossini, titoslack, Shutterstock / Kamieshkova, SAHAS2015, PR SALUTE! APERITIVO-TIPPS In Mailand gibt es unzählige Möglichkeiten, seinen Aperitivo zu genießen. In der Fußgängerzone Paolo Sarpi mitten in Chinatown werden Weinliebhaber in der Cantine Isola glücklich. Im offenen Ausschank sind jede Menge gute Tropfen aus ganz Italien, gern auch prickelnd. Nur ein paar Häuser weiter lockt das oTTo mit Cocktails und köstlichen Häppchen. Das Tranvai (rechts) in der Via Zuretti 71 ist die etwas andere Location: Eine ausrangierte Straßen- bahn dient als Küche. Entspannte Atmosphäre, angesagt sind sogar Bier und Burger. Ziemlich schräge Molekular-Cocktails kredenzt man im Nottingham Forest, Viale Piave 1. Nur Mut, die Mixologen verstehen ihr Handwerk. ABENDLICHES ENTSPANNUNGSRITUAL Gibt es überhaupt etwas, das den Mailändern noch ein bisschen wichtiger ist, als richtig gut essen zu gehen? Tagtäglich ab 18 Uhr legt sich eine Art freudige Aufbruchstimmung über die Stadt. Dann strömt man in die Bars und Cafés, um der gefühlt größten heimischen Erfindung zu huldigen – dem Aperitivo. In der Tat ist ganz Mailand stolz darauf, der Welt das Ritual des Feierabenddrinks geschenkt zu haben. Die ehrwürdige Bar Basso in der Via Plinio 39 gilt da als Urzelle. Dort wurde erstmals der Negroni Sbagliato gemixt: Campari, roter Wermut, Prosecco – der Mailänder Klassiker schlechthin. Viele schlendern – selbstredend schick gekleidet – einfach von Bar zu Bar. In den angesagten Stadtteilen Brera und Navigli und um den Corso Como findet sich die größte Auswahl. So kann es vorkommen, dass der Aperitivo mit dem zuge- hörigen Fingerfood ein mehrgängiges Abendessen ersetzt. Denn geknabbert wird immer. Oliven, Käse, Focaccia, Brus- chetta, bunte kleine Sandwiches – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und die Leckereien gibt es zum Drink zu- meist gratis dazu. La vita è bella – das Leben ist schön! Hans Schloemer << Als Café mit 1930er-Jahre-Charme präsentiert sich die Pasticceria Sant Ambroeus im Corso Giacomo Matteotti 7, zudem bekannt für einen herzhaften Lunch. Mittags ist auch Piadina-Zeit: Mailands Antwort auf die in Italien allgegenwärtigen Panini. Das dünne, knusprige Fladenbrot wird mit Fleisch, Käse, Gemüse oder Salat gefüllt. Ein Favorit der Mailänder ist Divina Piadina in der Viale Abruzzi 21. Vegane Gerichte stehen unter ande- rem im Cascina Cuccagna auf der Speisekarte. In dem ehemaligen Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert, Via Cuccagna 2, ist auch der Panettone mit hausgemachtem Vanilleeis eine Versuchung wert. MODERNE KULINARISCHE VIELFALT Ein Muss für Fleisch-Fans ist natürlich die Cotoletta alla Milanese, historisches Vorbild für das Wiener Schnitzel. Das panierte, in Butter- schmalz gebratene Kalbskotelett wird mal mit, mal ohne Knochen serviert, kann dünn oder gut zwei Finger dick sein – in Mailand gleicht wohl keine Cotoletta der anderen. Kenner mit besonders gesegnetem Appetit schwören auf die Prachtexemplare in der Trattoria del Nuovo Macello von 1928 in der Via Cesare Lombroso 20. Mailand gilt als Italiens Hauptstadt des Designs – und natürlich des Aperitivo.

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